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Personal/Hintergrund  

„Vertrauen schaffen und miteinander Lösungen für die Zukunft finden“ 

Die neue Referentin Vereinsservice Lisa Saur im Interview

Lisa Saur hat in den ersten zweieinhalb Monaten schon einiges angeschoben. Foto: Jürgen Renner

Seit 1. Januar ist Lisa Saur neue Referentin Vereinsservice beim BTTV. Da die Stelle neu geschaffen wurde, betrat die 26-Jährige absolutes Neuland. Wobei, nicht ganz: In ähnlicher Funktion war sie zuvor schon für einen anderen Sportverband tätig. Wir haben uns mit ihr unterhalten und gefragt, wie die ersten zweieinhalb Monate für sie gelaufen sind.

Hallo Lisa, wie ist dein erster Eindruck nach elf Wochen beim BTTV?

Alles in allem ist mein Eindruck durchaus positiv. Zwar gibt es viele Bereiche, die wir verstärkt in Angriff nehmen müssen und wollen. Umso erfreulicher ist es, dass in den ersten Gesprächen mit den jeweiligen Bezirksfachwarten und Anfragen von Vereinen die klare Bereitschaft signalisiert wurde, die Probleme gemeinsam angehen zu wollen. Es gilt nun, Vertrauen zu schaffen und miteinander Lösungen für die Zukunft zu finden. 

Erstmals in der Verbandsgeschichte gibt es eine hauptamtliche Referentin Vereinsservice, die das ganze Spektrum abdeckt (früher war Michael Hagmüller in ähnlicher Funktion für die Trainerausbildung und die mini-Meisterschaften zuständig). Was sind deine Aufgabenschwerpunkte?

Im Rahmen des Vereinsservice fokussieren wir, d.h. Vizepräsident Vereinsservice Florian Wäsch und ich, uns primär auf die Sportentwicklung auf den verschiedenen Ebenen. Dabei ist das übergeordnete und langfristig gesetzte Ziel, Vereine dahingehend zu unterstützen, um dem anhaltenden Mitgliederschwund und Vereinssterben entgegenzuwirken. Dazu zählen verschiedene Aufgabengebiete. Neben der reinen Information und Wissensvermittlung und -weitergabe durch den Austausch miteinander kommt auch ganz klassisch die Beratung von Vereinen bei Fragen rund um die Gewinnung von Mitgliedern und damit auch Ehrenamtlichen oder den Aufbau einer Jugendabteilung. Zudem gilt es Angebote, die auf die verschiedenen Gegebenheiten der Vereine in unserem Flächenstaat angepasst sind, zu schaffen, um mit Handreichungen und praktischen Hilfsmitteln die Engagierten in den Vereinen zu unterstützen. Deshalb wurde auf der Homepage ein eigener Bereich Sportentwicklung eingerichtet.

Dabei muss dieser Bereich als Ergänzung zur Trainerausbildung und der weitreichenden Beratung von Geschäftsstellen-Mitarbeiterin Nicole Käser gesehen werden, die die Vereine bereits seit zwei Jahrzehnten in allen Belangen rund um den Spielbetrieb, die WO und allen weiteren Problemen und Fragen unterstützt. 

Unter deiner Ägide gibt es bereits eine Webinarreihe, die am 21. Februar gestartet ist. Erzähle bitte etwas mehr darüber!

Mit der Webinarreihe „Vereinswissen kompakt“ wollen wir Vereine vor allem informieren und Einblicke in bestehende Angebote geben. Aber auch in verschiedene Themenbereiche und laufende Pilotprojekte beziehungsweise kommende Aktionen, mit denen wir die Vereine langfristig unterstützen wollen, neue Mitglieder und/oder Ehrenamtliche zu gewinnen und an den Verein zu binden. So haben wir als Einstieg am 21. Februar über die bestehenden Aktionen und Angebote seitens des DTTB gesprochen. In der nächsten Ausgabe am Mittwoch, 20. März, um 19 Uhr widmen wir uns der Gewinnung von Ehrenamtlichen und damit einem Thema, das viele Vereine beschäftigt und in ihren Möglichkeiten „limitiert“. Alle Webinare aus dieser Reihe können jeden dritten Mittwoch im Monat live verfolgt werden, aber auch nachträglich in der Mediathek angeschaut werden. 

Kurzfristig ist es schwer, Maßnahmen einzuleiten, die messbar erfolgsversprechend sind. Welche Themen hast du trotzdem in den ersten Wochen schon in Angriff genommen? Und was steht im ersten Halbjahr auf der Agenda?

In erster Linie geht es erstmal noch darum, die entsprechenden Strukturen wieder aufleben zu lassen und teilweise neu zu definieren, damit wir gemeinsam und an der Basis arbeiten können. Ansonsten werden auch noch so gute Ideen und Aktionen keine Wirkung entfalten. Dazu zählt unter anderem die Sichtbarkeit des Teils vom Vereinsservice zu vergrößern, der sich um die Sportentwicklung kümmert. Mit der Einbettung als eigener Menüpunkt in die BTTV-Website haben wir hier bereits einen großen Schritt gemacht. Dazu kommt das schon angesprochene Webinar, um Vereine und Interessierte flächendeckend zu erreichen und in den Austausch zu gehen.
Mit einer bereits durchgeführten Umfrage konnten zudem die überwiegend bereits eingeplanten Themenschwerpunkte den Bedürfnissen entsprechend priorisiert werden. In den nächsten Monaten sollen diese Erkenntnisse zur Erweiterung des Angebotes in der Mitgliedergewinnung sowie Gewinnung von Ehrenamtlichen genutzt werden. Darüberhinaus endet in nächster Zeit die Pilotphase des Trainer-Mentoren-Projekts vom VDTT in Zusammenarbeit mit BTTV und TTBW. Hier soll eine zukunftsfähige Umsetzung erarbeitet und implementiert werden. 

Gibt es Schwerpunkte, auf die du den Fokus mittel- und langfristig legen willst?

Das sind natürlich vor allem Themen, welche klar von den Vereinen vorgegeben werden. Dazu zählen vor allem, wie bereits erwähnt, die Gewinnung von Neumitgliedern und Ehrenamtlichen. Denn klar ist, ohne die entsprechende Basis innerhalb eines Vereins können kaum Angebote zur Mitgliedergewinnung durchgeführt werden. In beiden Fällen gilt es nun also „Nachwuchs“ zu generieren und für Tischtennis zu begeistern. Die Möglichkeiten der Umsetzung sind vielfältig, daher liegt der Fokus neben der Schaffung von Angeboten auch auf weitreichenden Beratungsangeboten, um Vereine so individuell wie möglich unterstützen zu können. Neben Angeboten und Hilfestellung zur eigenen Umsetzung wollen wir hierbei langfristig auch mit Aktionen und Events in den einzelnen Regionen präsent sein.  

Ein Schwerpunkt, der außerdem von außenstehenden Faktoren vorgegeben wird, sind die kommenden Herausforderungen mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule, welcher ab 2026 stufenweise eingeführt wird und die Kooperationen zwischen Schule und Verein verändert wird. 

Du wurdest eingestellt, um die Mitgliederwerbung bei den Vereinen zu forcieren. Welche Tools sind in Planung, womit du alle Vereine – egal, ob groß oder klein, großstädtisch oder ländlich geprägt – ansprechen willst?

In diesem Bereich stehen erstmal zwei übergeordnete Konzepte im Vordergrund, welche nun, nachdem eine Basis innerhalb der Website geschaffen werden konnte, in Angriff genommen werden sollen. Dazu zählt ein Angebot an Vorlagen für Flyer und Plakate, welche den Vereinen zur Verfügung gestellt werden sollen. Hierbei sollen die entsprechenden Dokumente durch Logo, Anschrift, Trainingszeiten etc. des Vereins individualisiert werden können, um die Bewerbung und Sichtbarkeit in Schulen, Gemeinden/Städten oder auch bei Festen zu vereinfachen und verstärken. 

Des Weiteren soll die Suche nach von geeigneten Angeboten auf die individuellen Bedürfnisse eines Vereins vereinfacht werden, sodass Interessierte und Engagierte weniger Zeit für die Informationsbeschaffung für einzelne Angebote brauchen und dafür mehr Zeit für die Umsetzung einer Aktion bleibt. Wie dieses Tool in Zukunft aussehen kann, ist allerdings derzeit, aufgrund der diversen benötigten Bausteine, noch nicht gänzlich abzusehen.    

Was würdest du sagen: Wo liegen bei den Vereinen die größten Defizite? An welchen Stellschrauben muss gedreht werden?

Ich denke, die Probleme liegen allgemein gesprochen vor allem in der Sichtbarkeit und Gewinnung von Ehrenamtlichen, denn nur mit der entsprechenden Basis können verschiedenen Möglichkeiten zur Mitgliedergewinnung und -bindung wahrgenommen werden. Sprich, viele der Szenarien und Wirklichkeiten von Vereinen, die man als „Defizite“ deklarieren könnte, bauen aufeinander auf. Hier allgemein gültige Stellschrauben zu benennen, warum ein möglicher Prozess nicht anschlägt wie gewünscht, ist dementsprechend schwierig, da es sehr individuelle Gründe haben kann. Im Kern kommen wir am Ende allerdings sehr häufig auf fehlendes „Personal“ - im Sinne von einem Mangel an Trainern oder Ehrenamtlichen in der Organisation - als Hauptproblem. Hier müssen wir unter anderem unsere Präsenz in der Öffentlichkeit anpassen. Als Tischtennisabteilung oder -verein steht man mittlerweile mit vielen anderen Freizeitangeboten im Wettbewerb, müssen uns daran anpassen und die Vorteile des Vereinslebens wieder in den Fokus stellen. 

Du kommst vom Bayerischen Handball-Verband. Welche erfolgreichen Projekte hast du damals umgesetzt?

Da sich die Probleme im Handball sowie im Tischtennis durchaus in vielen Gesichtspunkten ähneln, haben wir auch hier versucht, das Ehrenamt zu stärken. Im Fokus lag dabei das Amt des Schiedsrichters. Hier startete im vergangenen Jahr in einem Bezirk das Pilotprojekt „Rookie-Kader“, mit dem Ziel Schiedsrichter nach ihrer Ausbildung, den Weg in den normalen Spielbetrieb zu erleichtern und vor allem zu Beginn durch erfahrene Kollegen beraten und unterstützt zu werden. Hintergrund dieses Projekts war die hohen Absprungquoten von neuen Schiedsrichtern nach wenigen Spielen. Als weiterer Bestandteil des Themenkomplexes kam es zur Neuauflage der Kampagne „Fair Play am Spielfeldrand“, als erste Aktion einer Reihe an öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen zur Stärkung der Stellung des Schiedsrichters. 

Zudem konnte das Thema Inklusion im Handball in Bayern verstärkt angestoßen werden und erste Events in Partnerschaft mit der Glücksliga als auch mit Special Olympics Bayern konnten durchgeführt werden. 

Lisa, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Spaß bei der Arbeit!

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